Jörg W. gerät schnell ins Visier der Ermittler. Sein Fahndungsfoto geht durch ganz Deutschland. Gleich nach der Festnahme gesteht er den Mord an Fadi S. Aber war der 51-Jährige wirklich der Täter?

Während die Ermittler mit Hochdruck nach dem vermissten Jörg W. suchen, schlägt der sich mit seinem alten Mercedes bis nach Bayern durch. Auf der Flucht hebt er Geld von unterschiedlichen Konten ab. Trotzdem wird er nach kurzer Zeit, am Abend des 10. März, in einem Hotel in Reit im Winkl, nur einen Kilometer vor der österreichischen Grenze, festgenommen. Zeugen entdecken den Mercedes des 51-jährigen Hillers gegen 16 Uhr in der Nähe der Polizeistation des Ortes und schlagen Alarm [3]. Ein Spezialeinsatzkommando der bayerischen Polizei nimmt den Gesuchten gegen 19.15 Uhr widerstandslos fest und stellt das Fluchtfahrzeug sicher.

Aus dem Vermissten Jörg W. ist mittlerweile ein Mordverdächtiger geworden. Schon erste Ermittlungen führen die Polizei auf die Spur des Mannes aus Hille, der geschäftlich mit dem Opfer Fadi S. zu tun hatte. So wollte sich der Libanese im Baugewerbe selbstständig machen und mit einer Summe von 30.000 Euro in ein Unternehmen von Jörg W. einkaufen, um Häuser zu kaufen, sanieren und dann teuer weiterzuverkaufen. Wie die Frau des Toten später vor Gericht erzählt, hätten sich beide auf eine Anzahlung in Höhe von 5.000 Euro geeinigt, die restliche Summe sollte Fadi S. später abarbeiten [13].

Foto: Alex Lehn

An dem für den 30-jährigen Familienvater so verhängnisvollen 4. März hatten sich beide für mittags verabredet, um auf dem Hof von Gerd F. gemeinsam zu arbeiten. Laut der Ehefrau von S. wollten sie die Scheune des Nachbarhauses ausräumen, das W. bereits für die gemeinsamen Geschäfte gekauft hätte. Gegenüber der Frau behauptete Jörg W. am Abend telefonisch, Fadi S. sei nie in Hille angekommen. Tatsächlich liegt sein Geschäftspartner erschlagen in der Scheune des Nachbarhauses.

Aber ist der Hiller tatsächlich für den Tod des Libanesen verantwortlich? In einer ersten Vernehmung kurz nach der Festnahme gesteht Jörg W., den Familienvater mit einem Hammer erschlagen zu haben [5]. Später widerruft er diese Aussage. Gegenüber einer Psychologin behauptet er später sogar.: „Ich weiß genau, dass ich niemanden umgebracht habe.“ [13]

Dass das nicht nur im Fall von Fadi S. nicht stimmt, findet die Mordkommission erst später heraus.

Quellen

[3] Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Bielefeld, der Polizei Bielefeld und der Polizei Minden-Lübbecke vom 11. März 2018

[13] Aussage/Protokoll vor dem Landgericht Bielefeld

[5] Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Bielefeld, der Polizei Bielefeld und der Polizei Minden-Lübbecke vom 14. März 2018