Und noch ein Mann, den offenbar lange niemand vermisst hat: Die Leiche von Jochen K. wird am 14. März zusammen mit dem toten Gerd F. auf dem Hof von Jörg W. gefunden. Wer war der unscheinbare Mann?

„Eine Seele von Mensch war er“, sagt die Bewohnerin eines Hofes in Mindenerwald über Jochen K. Die Leiche des landwirtschaftlichen Helfers wird am 14. März in Neuenbaum gefunden, verscharrt zwischen Bäumen auf dem Grundstück seines Freundes Jörg W. Seit Ende 2014 wohnte der 65-Jährige auf dem Anwesen in Hille und half beim Versorgen der Tiere. W. und seine Frau hielten zahlreiche Schweine, Pferde, Hunde und Katzen. W. soll ihm dafür ein Zimmer in einem Anbau des Pferdestalls zur Verfügung gestellt haben. Ihr Bruder habe sich auf dem Hof sehr wohl gefühlt, erzählt die Schwester von Jochen K. später dem MT [12].

Bevor K. als landwirtschaftlicher Helfer auf den Hof des mutmaßlichen Dreifachmörders kommt, arbeitet er 20 Jahre lang auf einem Hof in Mindenerwald als „Knecht“, wie es noch landläufig heißt. Sein Schlafplatz ist ein Wohnwagen, aus dem er 2014 infolge einer Fingeramputation und auf Anraten der Ärzte auszieht.

Nach seiner Erkrankung lebt Jochen K. kurzzeitig auf dem Hof des anderen Mordopfers Gerd F. Von dort habe er immer wieder zum Hof von Jörg W. und seiner Frau Doris geblickt und zu seiner Schwester gesagt: „Da will ich hin“, erzählen Nachbarn. Sein Wunsch geht schließlich in Erfüllung.

Foto: Polizei

Ein alter Deutz-Traktor, eine Werkzeugsammlung und ein Moped sind der einzige Besitz des bescheidenen Mannes [11]. Seine Schwester beschreibt ihn als jemanden, dessen Kenntnisse in Landmaschinentechnik gefragt waren und der sich mit Reparaturen etwas dazu verdiente. Sie wollte mit ihm zusammen Oldtimer-Treffen besuchen. „Und jetzt ist alles kaputt“, sagt die 63-Jährige später im Prozess.

Zum letzten Mal sieht Renate K. ihren Bruder am 1. August 2017 – wie sie heute weiß, war das kurz vor seinem Tod. Weil sie ihr Haus renovieren wollte, sei mit ihrem Bruder abgesprochen gewesen, dass sie sich längere Zeit nicht sehen würden. Doris W. habe ihr zugesagt sich zu melden, sollte mit ihrem Bruder etwas sein.

Einen Anruf bekommt sie von der Frau des mutmaßlichen Dreifachmörders aber nie, dafür steht eines Tages die Polizei vor ihrer Tür.

Quellen

[12] Recherche Mindener Tageblatt

[11] Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Bielefeld, der Polizei Bielefeld und der Polizei Minden-Lübbecke vom 09. Mai 2018