Während Fadi S. bereits ermordet in der Scheune in Neuenbaum liegt, glaubt seine Familie noch der 30-Jährige wurde entführt. Zwei Libanesen erpressen die Familie, um an Geld zu gelangen. Wie sich später herausstellt, war alles gelogen.

Die libanesische Großfamilie aus Stadthagen ist verzweifelt. Die Angehörigen von Fadi S. fühlen sich von der Polizei nicht ernst genommen [14] und auch die Spur, die nach Hille führt, bringt kein Licht ins Dunkel. Bei einer privaten Suchaktion in Neuenbaum findet die Familie weder das Auto von S. noch Hinweise, wo er sich aufhalten könnte. Am 5. März erreicht sie dann endlich der – vermeintlich – erlösende Anruf: Zwei Männer melden sich bei der Familie von Fadi S. Die beiden 22-Jährigen geben vor zu wissen, wo der 30-Jährige festgehalten wird – als Gegenleistung für die Information wollen sie allerdings 45.000 Euro [12/13].

Die Männer aus Bad Oeynhausen behaupten, Fadi S. habe Schulden und müsse deswegen freigekauft werden. Sie seien lediglich die Mittelsmänner, um den Kontakt herzustellen. Was die vorbestraften Libanesen, die für einen Sicherheitsdienst arbeiten, nicht wissen: Der junge Familienvater liegt da bereits tot in der Scheune von Gerd F. in Neuenbaum. Mit der Familie von Fadi S. vereinbaren sie ein Treffen im Werrepark in Bad Oeynhausen, das jedoch nicht so verläuft, wie sie sich das vorgestellt haben.

Statt die geforderten 45.000 Euro zu zahlen, wollen die Angehörigen zunächst ein Lebenszeichen des vermissten 30-Jährigen. Als dieses nicht kommt, erhöhen sie den Druck auf die Erpresser. Schließlich stellen sich die beiden Trittbrettfahrer der Polizei. Schnell wird bekannt, um wen es sich bei den versuchten Erpressern handelt. Freunde und Verwandte von Fadi S. wollen Rache und veröffentlichen ihre Fotos, Namen und Telefonnummern auf Facebook – auch Morddrohungen werden ausgesprochen. Die Ermittler stellen daraufhin die Wohnsitze der 22-Jährigen unter Polizeischutz – das reicht den beiden aber offenbar nicht, sie tauchen für unbestimmte Zeit im Libanon unter [12].

Im Oktober erhebt die Staatsanwaltschaft Bielefeld Anklage gegen die Männer aus Bad Oeynhausen. Verhandelt wird der Fall ab Anfang Februar vor dem Herforder Schöffengericht, das die beiden mittlerweile 23-Jährigen zu Bewährungsstrafen wegen versuchter räuberischer Erpressung verurteilt.

Zu diesem Zeitpunkt ist schon lange klar, dass nicht Schulden der Grund für den Tod von Fadi S. waren – und dass die Täter nicht in Bad Oeynhausen, sondern direkt auf dem Nachbargrundstück von Gerd F. lebten.

Quellen

[14] Pressemitteilung der Polizeiinspektion Nienburg / Schaumburg vom 12. März 2018

[12] Recherche Mindener Tageblatt

[13] Aussage/Protokoll vor dem Landgericht Bielefeld