Warum mussten Fadi S., Gerd F. und Jochen K. sterben, obwohl alle freundschaftlich oder geschäftlich mit den mutmaßlichen Tätern verbandelt waren? Die Mordkommission hat bereits früh einen Verdacht.

Die offensichtlichen Geldprobleme von Jörg W. sind im Prozess ein zentrales Thema. Bei seiner Festnahme in Bayern trägt der Verdächtige die EC-Karten der Toten Gerd F. und Jochen K. bei sich [8]. Außerdem stellt die Polizei Aufnahmen von Überwachungskameras sicher, die den Beschuldigten beim Geldabheben zeigen. Später kommt heraus, dass er sich wohl auch mit dem Verkauf von Fahrzeugen an seinen Opfern bereichert hat. Die Polizei sucht mit einem Aufruf nach einem historischen Traktor Typ „Deutz 11“  sowie einem Motorrad „Zündapp GTS 50″  [11].

Wie später vor Gericht bekannt wird, hatte Jörg W. für das Konto von Gerd F. eine Vollmacht und steckte sich dessen Rente in Höhe von 1.300 Euro monatlich ein. Auch dessen Hof – im Testament des Rentners war W. als Erbe eingetragen – wollte er für eigene Zwecke nutzen und hatte dort bereits mit Renovierungsarbeiten begonnen. Bekannten gegenüber soll Jörg W. gesagt haben, dass er das Haus für Kevin bezugsfertig mache. Nach der Tötung von Jochen K. sollen die beiden Angeklagten sich dessen Besitz in Höhe von 3.200 Euro unter sich aufgeteilt haben, wobei Jörg W. laut Staatsanwaltschaft 3.000 Euro erhalten haben soll [13]. Jörg W. kassierte außerdem K.s monatliche Sozialleistungen in Höhe von 580 Euro. Den Libanesen Fadi S. soll Jörg W. um 5.000 Euro betrogen haben, indem er ihm eine Geschäftsbeziehung vorspielte. Der 30-jährige Maurer wollte sich in die Firma von Jörg W. einkaufen, der vorgab im Baugewerbe tätig zu sein und alte Häuser zu renovieren und gewinnbringend zu verkaufen. Als Fadi S. auf die Einhaltung des Geschäftes bestand, soll W. sich entschlossen haben, auch ihn zu töten.

Kevin R. bestätigt später im Prozess, dass sein Ziehvater Geldprobleme hatte. Auch ihn hätte er dazu gebracht, einen Kredit in Höhe von 20.000 Euro aufzunehmen, wovon er Jörg 12.000 Euro gegeben habe. Nach Recherchen der Ermittler hatte das Ehepaar W. bei mehreren Banken Schulden. Offenbar kostete die Unterhaltung des Reiterhofes eine Menge Geld. Ungewöhnlich hohe Einkünfte hatten Doris und Jörg W. durch die Aufnahme eines Pflegekindes im April 2017. Für deren Betreuung kassierten sie monatlich rund 3.300 Euro [13].

Doch sind tatsächlich nur die Geldprobleme der Grund für die Morde oder gibt es weitere Motive? Der Prozess gerät ins Stocken, weil die beiden Angeklagten vor Gericht hartnäckig schweigen.

Quellen:

[8] Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Bielefeld, der Polizei Bielefeld und der Polizei Minden-Lübbecke vom 21. März 2018

[11] Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Bielefeld, der Polizei Bielefeld und der Polizei Minden-Lübbecke vom 09. Mai 2018

[13] Aussage/Protokoll vor dem Landgericht Bielefeld